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Webschau: Vom Wahnwitz dieser Welt

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Paranoia, Schizophrenie, Irrsinn wohin man sieht! William und Kate reanimieren die Monarchie, berühmte Künstler sterben mit 27 und Osama bin Laden lebt. Geht’s noch?! Der Wahnwitz lauert im Alltag, in jeder Zeitung, jedem Fernsehgerät. Er bleckt uns seine Zähne und verwandelt die Welt in ein großes Irrenhaus. Splitter aus einer verrückten Welt.

Halleluia! Einmal selig im Turboverfahren bitte. „Heilige Scheiße“ titelt die taz ob des Hypes um Johannes Paul II. und stellt den Geisteszustand der Katholiken in Frage. Dem Journalisten des Artikels drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hier um keine Religion, sondern um ein „Irrenhaus voller Bürokraten, die nach streng festgelegten Prinzipien ihre eigenen Hirngespinste verwalten“ handle. Eine steile These, wenn man bedenkt, dass es fast 1,2 Milliarden Katholiken weltweit gibt.

Ich lege nach und behaupte, dass es mindestens ebenso verrückt ist, wenn geschätzt 2 Milliarden Menschen (inklusive mir) alles stehen und liegen lassen, um sich eine Hochzeit ansehen – und sei sie auch noch so königlich. Das ist ein Drittel der Weltbevölkerung! Was bedeutet das denn bitteschön für den Zustand unserer Demokratie, wenn wir uns an royalen Brautkleidern und Schwestern ergötzen? Falls wenigstens die Royals selbst noch bei klarem Verstand sind, spricht das übrigens gegen ihre Ehe: Eine britische Studie kommt zum Ergebnis, dass sich geistig gesunde Menschen öfter voneinander trennen als geistig kranke.

Märchenprinzfantasien überstrahlen unseren grauen Alltag. Doch schon am Katermorgen verfolgt uns wieder eine paranoide Weltverschwörung. Osama bin Laden ist nicht tot! Er war CIA-Agent und lebt jetzt mit Michael Jackson, Elvis und den anderen auf einer geheimen Insel. Und überhaupt und sowieso. Warum auch nicht daran glauben? In einer komplexen Welt kann uns schließlich keiner das Gegenteil beweisen. Wie sehr die Angst Teil unseres Alltags ist, sieht man derzeit auch eindrucksvoll in der Ausstellung „Paranoia“ im französischen Lille.

Und noch einer springt auf den allgemeinen Verschwörungszug auf: Kim Frank, Ex-Frontman von Echt, hat es getaaan, zum allerersten Mal. Mit seinem konspirativen Roman „27“ ist er unter die Schreiberlinge gegangen. Die Hauptfigur Mika ist 27 Jahre alt und von der Angst besessen, sterben zu müssen, genauso wie andere Mitglieder des „Klub 27“ wie Janis Joplin, Jim Morrison, Jimi Hendrix oder Kurt Cobain. Nur so viel zur Berühmtheit von Kim Frank: Er ist 28.

Realistischer als mit 27 zu sterben, ist es, an Tanorexie zu erkranken. Dabei handelt es sich wie bei der namensverwandten Anorexie um eine Sucht – nur möchte sich der Betroffene pausenlos bräunen. Das Phänomen ist inzwischen als Pathologie anerkannt und sorgt in erster Linie für ein erhöhtes Hautkrebsrisiko der so genannten „Beachgoers“.

Ein unentbehrliches Strand-Accessoire ist das Wasser von Perrier. Der französische Konzern feiert gerade den 35. Jahrestag seines Werbeslogans „Perrier, c’est fou!“ Wie kann stinknormales Mineralwasser verrückt sein? Gegenfrage: Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

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